Post by Wolfgang HauserPost by Volker SchauffJe nachdem wie der Fehler entstanden ist (z.B. größere Kopiergeneration)
wäre ein TBC viel hilfreicher da der dann auch wirklich stabilisieren
kann
Ist ein TBC somit ein vollwertiger Ersatz, wenn es um ungeschütztes,
aber technisch schlechtes VHS-Material geht?
Das kommt auf das "schlecht" an.
Du hast im Prinzip folgende Möglichkeiten, das Material besser zu kriegen:
- S-VHS Rekorder der einen Edit-Modus anbietet: Schaltet die analogen
Bildverbesserer von VHS ab und macht das Bild so ungleich schärfer, das
Rauschen steigt dadurch minimal.
- Videorekorder mit integriertem TBC/digitaler Rauschunterdrückung (was
auch auf S-VHS hinauslaufen sollte): Stabilisiert das Bild und kann auch
das Bildrauschen mindern. Echtes Macrovision erkennen die TBCs aber und
generieren es neu. Falschem Macrovision, dem Panasonic DVD-Rekorder
gerne mal aufsitzen, sind sie aber gewachsen, hier wird das Bild
stabilisiert und kann vom DVD-Rekorder aufgenommen werden.
- Oder alternativ ein Standalone-TBC. Das Bild wird stabilisiert und
Macrovision bleibt meist auf der Strecke.
- Die Kopierverstärker von Eicke&Bemmerer: Hier wirkt man zwei
VHS-Macken entgegen. Einmal der Unschärfe (Cosinus-Entzerrer, die
Entzerrkurve ist auf VHS-Charakteristik optimiert) sowie Chroma Shift
(Farbdeckung gerät bei VHS gerne aus dem Ruder, damit kannst du die
Farbe wieder deckungsgleich mit der Helligkeit machen, was sich
ebenfalls positiv auf die Bildschärfe auswirkt. Manche Modelle können
auch das Tonrauschen mindern (die mit der Funktion "Hush-Denoiser"),
dummerweise heißen alle Profiko 2099 und du kannst ohne ein Foto exakt
dieses Gerätes nicht wissen, ob es mit oder ohne Hush ist. Macrovision
bleibt erhalten, Kopierverstärker heißen die Geräte weil sie einen
Eingang, aber fünf gepufferte und terminierte Ausgänge habe, also ein
Verteilverstärker.
Zu den Videorekordern sei noch gesagt, dass du dich wohl am besten an
JVC, Philips (der VR1100, das einzige mir bekannte Philips-Modell mit
TBC und DNR ist baugleich zu JVC) oder alte Panasonics mit linksseitig
angeordnetem Laufwerk (mit TBC: NV-FS100/200, NV-HS1000 - Trotz mittig
angeordnetem Laufwerk kann man den NV-HS900 bzw. mit TBC HS950 auch noch
kaufen, aber das wars schon) halten. Die neuen Panasonics mit
Z-Mechanism Laufwerk stellen in Sachen Verarbeitung und Bildqualität
einen absoluten Negativ-Rekord dar, der trotz der hohen Gerätepreise nur
schwer zu unterbieten war (der NV-SV121 ist so ziemlich der größte
Schrott der je für den VHS-Markt produziert wurde - und dann will
irgendein Spinner bei Ebay im Moment sogar noch 449 Euro für so eine
Kiste haben, obwohl die UVP damals bei 249 Euro, der Straßenpreis noch
bis zu 30 Euro drunter lag, und auch der ältere, teurere und auch etwas
bessere aber bei weitem nicht perfekte NV-HS930 war nicht gerade ein
"Augenschmeichler", außerdem haben beide keinen Edit-Bildmodus, dafür
aber ein so starkes Eigenrauschen dass die digitale Rauschunterdrückung
ziemlich überfordert ist).
Ein TBC ist halt so eine Sache. Wenn es "frisch aufgenommenes" Material
ist, sieht man meist garkeinen Unterschied zu vorher. Erst wenn es
sichtbar instabil wird (leicht verbogene Bildränder) trumpfen die Geräte
auf und präsentieren dir schnurgerade Bildränder von denen du vorher
nicht mehr zu träumen gewagt hättest. Das können die Kopierschutzdecoder
nicht, möglicherweise betonieren sie dir die verbogenen Ränder sogar
noch ins Bild ein ohne dass ein TBC sie wieder korrigieren könnte (der
TBC erkennt die Gleichlaufschwankungen nämlich daran, wie weit die
Sync-Impulse vom Sollwert abweichen, baut nun ein Kopierschutzdecoder
diese neu auf und positioniert sie nicht wieder an exakt der gleichen
Stelle, schlägt die Messung des TBCs fehl und er vermutet, die Zeile
soll so aussehen) Und auch Framedrops kann ein TBC besser vorbeugen, da
er eben ein zeitkonstantes Signal ausgibt. Framedrops aufgrund
verschliffener Sync-Impulse kann ein Kopierschutzdecoder vielleicht noch
mildern (aber das sind die wenigsten), aber wenn ein Aufnahmegerät einen
Frame fallen lässt weil die Impulse zu weit auseinander liegen, hilft
nur ein TBC.
Aber bei erster Generation (TV-Aufnahme oder Kaufvideo) sind die
Sync-Impulse meist noch so gut, dass der analoge Bildfang des
Aufnahmegerätes noch 100% Erfolgsquote hat. Und die Sync-Impulse leiern
auch nicht aus, das Bild wird ja Helical Scan (Schrägspur)
aufgezeichnet, das heißt die Gleichlaufschwankungen betreffen allenfalls
die der Kopftrommel zuerst bei der Aufnahme und dann bei der Wiedergabe,
und die wird nicht von einem ausgeleierten Band beeinflusst (ist das
Band wirklich total ausgeleiert, gäb es komplette Bildausfälle weil der
Kopf die Schrägspur nicht mehr trifft). Nur die Gleichlauffehler, so
minimal sie auch sind, summieren sich halt recht schnell bei jeder
Kopiergeneration, da ja jede Bildzeile nur wenige Mikrosekunden lang ist.
Wenn es in der ersten Generation schon brutal jittert, schwankt der
Gleichlauf der Kopftrommel zu stark. Das kann von Verschmutzung (dann
reinigen) über mechanische Probleme (Lager des Trommelmotors
ausgeschlagen, leider eine Krankheit der alten Panasonics, insbesondere
der mit K-Mechanism, also HS900/950/1000) bis zu elektrischen oder
elektronischen Problemen (trockener Elko in Regelkreis oder Versorgung,
JVC-Krankheit bei den alten Half-Loader Laufwerken aus den frühen 90ern)
unzählige Ursachen haben.
Post by Wolfgang HauserDa ich gerade (unfreiwillig) über die Anschaffung eines (gebrauchten)
DVD-Recorders nachdenke, der u.a. eine größere Menge VHS-Bänder
digitalisieren soll: Taugen integrierte TBCs da immer ähnlich gut oder
gibt es größere Unterschiede?
Die integrierten TBCs von DVD-Rekordern sehe ich kritisch. Vermutlich
handelt es sich dabei bei fast allen Herstellern um einen
hochintegrierten Analog-Digital-Wandler mit TBC und Rauschfilterung von
Panasonic. Dieser Chip ist auch in den teuren DV-Wandlern von Canopus
(ADVC-300) und Edirol (VMC-1) verbaut und führt dort dazu, dass bei
bestimmten Quellen ziemlich unschöne Bildverzerrungen auftreten. Das
sind insbesondere Laserdisc (da tritt es bei jeder Disc auf, jedes mal
wenn so ein kleiner schwarzer Strich, ein Lufteinschluss in der LD,
auftritt, reißen die nächsten 8 Bildzeilen aus), Betamax (sehr anfällig
für Störungen im unsichtbaren Randbereich, die dazu führen, dass keine
Zeile mehr auf der anderen steht) und einige wenige besonders schlechte
VHS-Videos (da steht ebenfalls keine Zeile mehr auf der anderen, im
Gegensatz zu LD und Beta aber ohne jeden ersichtlichen Grund). Beim
Edirol verschwinden die Störungen wenn man den TBC abschaltet. Ein
weiteres unschönes Kapitel bei diesem Chip ist die driftende A/V
Asynchronität von bis zu einem Bild (40ms bei PAL) die darauf beruht,
dass der Takt für den Audio ADC per Taktteiler aus dem vom Video ADC
gewonnen wird, was aber nicht ganzzahlig aufgeht. Daher driftet der Ton
da immer leicht gen asynchron und wird dann wieder per verdoppeltem
Frame synchronisiert.
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Gruß... Volker Schauff (***@t-online.de, ICQ 22823502)
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